WORKSHOPS: Wie spreche ich über Klang?

Der Klang der Trommel

Es ist nicht ganz einfach, präzise über Dinge zu sprechen, die Akustik betreffen. Wie der Klang eines Instrumentes empfunden wird ist schwer zu beschreiben, weil die Wahrnehmung von Sinneseindrücken im Gehirn des einzelnen stattfindet, und daher subjektiv ist. 

Dem Klang eines Instruments liegt jedoch ein objektives physikalisches Ereignis zugrunde. Im Falle der Trommel wird ein Stick durch die Bewegung des Arms beschleunigt und trifft auf das Schlagfell. Die Bewegungsenergie wird dabei zum Teil auf das Fell übertragen und in Schwingungsenergie umgesetzt, der Rest geht an den Stick zurück, das verursacht den Rebound. Das schwingende Fell wiederum versetzt den Kessel und ggf. das zweite Fell sowie die umgebende Luft in Schwingungen. So trifft ein Teil der Energie aus dem Arm schließlich das Trommelfell im Ohr und versetzt es in Schwingungen, wodurch in meinem Gehirn eine Klangempfindung entsteht. 

Die wichtigsten Worte zum Beschreiben von Klängen sind hier kurz definiert, um das Sprechen über Klänge zu erleichtern.

 

Begriffe zum Klangverhalten von Trommeln

Jeder musikalische Ton besteht grundsätzlich aus drei Phasen: Attack, Sustain und Decay. 

Attack (Anschlag)

Der Anschlagton des Sticks aus dem Fell und die direkt darauf folgende Einschwingphase werden mit Attack oder Anschlag bezeichnet.
(bei der Bassdrum sagt man dazu Kick: bezeichnet den hochfrequenten Anteil des Anschlags einer Bassdrum, der im Bereich zwischen 2,5 - 4,5 kHz liegt.) 

Sustain (Nachschwingen/Nachschwingzeit)

Die Zeit, die der Ton nach dem Anschlag anhält bis er beginnt abzusterben heisst Sustain. Genau genommen gibt es bei einer Trommel keinen Sustain, weil von Beginn an die Amplitude kleiner wird. Diese Phase heißt eigentlich Decay (Niedergang). Bei Schlagzeugern hat sich allerdings der Begriff Sustain eingebürgert, obwohl er eigentlich nicht zutrifft.

Decay

Phase des Kleinerwerdens der Amplitude bis Null. Bei Trommlern hat sich aber die Bezeichnung Sustain für die Phase nach dem Anschlag durchgesetzt. 

(Klang-) Spektrum

Der Klang eines Instruments besteht aus der Überlagerung vieler Schwingungen verschiedener Frequenzen (Frequenz = Anzahl der Schwingungen/Zeiteinheit).

Resonanz

  • Ist das Gleichschwingen von Fell und Kessel. Der Kessel wird durch das Schlagfell zu Schwingungen angeregt (erzwungene Schwingungen)
  • Ist der Anteil der Kesselschwingung am Klangbild. Dieser ist vorwiegend abhängig von Stimmung, Fellauswahl und Kesselkonstruktion. (Mehr hierzu im Kapitel Grundlegende Stimmtechnik)

Grundton (Pitch)

Mit Grundton bezeichnet man die Schwingung des Instruments mit der tiefsten Frequenz. Im Klangspektrum ist der Grundton nicht der tiefste Ton, wenn es Differenztöne mit noch tieferer Frequenz gibt.

Oberton(-Spektrum)

Ein Oberton ist ein Ton dessen Frequenz ein rationales Vielfaches des Grundtons ist und der gemeinsam mit dem Grundton aus der selben Quelle entspringt. Jeder Oszillator, der keinen absolut reinen Sinuston erzeugt, also praktisch jedes Instrument, erzeugt eine ganze Reihe von Obertönen.

Dämpfung

Im Sinne einer Trommel geht Dämpfung aus Konstruktions- oder Stimmungsmerkmalen hervor, die die Schwingungsenergie des Fells durch Reibung in Wärmeenergie umsetzen. Ohne Dämpfung würde ein angeschlagenes Fell unendlich lange schwingen. Es gibt Felle, die eine „eingebaute“ Dämpfung haben, es gibt Innen- und Außendämpfer, Dämpfungsringe, Moongel und diverses andere. Auch die Luft, die den Schall aus der Schwingung verbreitet und die Bewegung des Fells auf der Gratung dämpfen.

 

Klangfarben und Klangcharakter beschreibende Begriffe

Warm

Bezeichnet einen Klang mit Oberton-Schwerpunkt im Mittenbereich.

Offen

Meint Klang mit hohem Anteil an hochfrequenten Obertönen.

Resonant

Der Kessel schwingt stark mit und hat dadurch großen Anteil am Klangbild. Die Trommel klingt dadurch meistens warm.

Kontrolliert

Bezeichnet einen Klang mit kurzem bis mittlerem Sustain und geringem bis mittlerem Obertonanteil.

Fett

Fetter Sound hat einen relativ hohen Anteil des Grundtons im Klangbild. Flach meint das selbe. Der Sound beinhaltet wenige Obertöne.

Tot, leblos

Meint einen Klang, in dem praktisch keine Obertöne vorhanden sind.

Dünn

Dünner Sound hat einen relativ geringen Anteil des Grundtons im Klangbild.

Nass

Wird für Snaresound gebraucht, der viel weichen Teppichanteil im Klangbild hat. Das kommt vorwiegend bei tief gestimmten Snares vor und wird durch Teppiche mit vielen Spiralen gefördert.

Punch

Heißt Schlagkraft oder Fausthieb und meint Durchsetzungsvermögen.

Body

Meint so etwas wie Klangfülle, auch Bauch genannt. Großer Anteil im tiefen und tief-mittleren Frequenzbereich.

 

Autor: Trommelstimmer Nils Schröder (11.08.2009)

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